Zusammenfassung
ranskarpatien liegt ganz im Westen der Ukraine und gilt als die ärmste Region des Landes. Die Region kann topographisch und klimatisch durchaus mit den schweizerischen Berggebieten verglichen werden. In den Jahren 1998 und 2001 wurde sie von schweren Hochwasserereignissen heimgesucht. Allein 2001 waren 25'000 Häuser von der Flut betroffen. Die zahlreichen unterbrochenen Verkehrsverbindungen können noch heute oftmals nur mit Mühen befahren werden. Seit Oktober 2000 leistet die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit der DEZA deshalb finanzielle und beratende Unterstützung bei der Hochwasserprävention. Die bedeutendsten, in diesem Zeitraum abgewickelten Projekte sind:
· Deichbauten in Vishkove und Zarichja: Erstellung von Hochwasserschutzdeichen zum Schutz der Dörfer Vishkove und Zarichja an den Flüssen Theiss und Borshava. Sicherung des Deiches gegen Gerinneverlagerung in der stark verzweigten Theiss.
· Ufersicherung in Rakhiv: Sofortmaßnahmen und definitiver Uferschutz für das Industrie- und Gewerbeviertel der Stadt Rakhiv am Oberlauf der Theiss. Erarbeiten von Projektierungsgrundlagen (Querprofilvermessung, Monitoring).
· Pilotprojekte Gewässerunterhalt: Schaffung von lokalen Strukturen auf der Ebene der Gemeinde für den "kleinen Unterhalt", Ausbildung von Fachkräften in ingenieurbiologischer Bauweise, Ausrüstung mit Werkzeugen und Kleingeräten.
Die ukrainischen Ansätze zur Projektierung, Finanzierung und Ausführung eines Präventionsprojektes unterscheiden sich stark von denjenigen in der Schweiz. Sie sind geprägt vom politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld in der Ukraine.
Politik: Die zentralistischen Strukturen konzentrieren die Budgethoheit in Kyiv. Auf regionaler und lokaler Ebene gibt es nur geringe finanzielle Möglichkeiten. Die bürokratischen Abläufe erschweren zudem eine kurzfristige Reaktion auf veränderte Randbedingungen.
Wirtschaft: Die Ukraine, einst Kornkammer der Sowjetunion, leidet seit ihrer Unabhängigkeit unter einer schweren Wirtschaftskrise. Transkarpatien ist dabei die ärmste ukrainische Region, die vor allem land- und forstwirtschaftlich geprägt ist. Der Staat, und damit der öffentliche Bausektor, leiden unter chronischen Budgetdefiziten und mangelnder Liquidität für dringend notwendige Investitionen.
Bevölkerung: Die Bevölkerung in Transkarpatien leidet unter der Mangelwirtschaft. Armut und Arbeitslosigkeit sind weit verbreitet. Die Notwendigkeit von Präventionsprojekten wird zwar anerkannt, wird aber in den Verantwortungsbereich des Staates verschoben.
Projektierung: Bauvorhaben der öffentlichen Hand werden von staatlichen Projektierungsinstituten mit Monopolstellung projektiert. Ideen, Informationen und Know-how werden nur spärlich ausgetauscht. Oft weiß das linke Ufer nicht, was am rechten Ufer gebaut wird und Umgekehrt. Die fachlichen Kompetenzen liegen eindeutig bei Wasserbauten im Tiefland (welches 95 % des ukrainischen Territoriums abdeckt).
Wegen der schleppenden Finanzierung kommt die Ausführung von Bauprojekten oftmals nur etappenweise und schleppend voran. Die meist staatlichen oder halbstaatlichen Unternehmungen leiden ebenso unter dem chronischen Finanzknappheit wie ihre Auftraggeber.
Präventionsprojekte haben deshalb einen schweren Stand. Große und kleine Projekte scheitern in der Regel an der fehlenden Finanzierung. Für einen Gewässerunterhalt auf lokaler Ebene, welcher auch mit geringem finanziellen Einsatz geleistet werden könnte, fehlen die notwendigen Strukturen.
Die DEZA reagiert auf diese Umstände mit Präventionsprojekten, welche drei Aktionslinien beinhalten:
· Know-how-Transfer: Verstärkung des fachspezifischen Know-hows für den Wasserbau in Gebirgsflüssen und für ingenieurbiologische Bauweisen.
· Finanzhilfe, Hardwarehilfe: finanzielle Unterstützung von Bauvorhaben und Projektierungen, Lieferung von Schreitbaggern und Kleingeräten für den Gewässerunterhalt.
· Capacity building: Stärkung der Verwaltung auf verschiedenen staatlichen Ebenen und Unterstützung bei der Abwicklung von Projekten (Projektmanagement, Finanzrevision).